Stoner von John Williams

„vor sich sah er nichts, auf das er sich zu freuen wünschte, und hinter sich nur wenig, woran er sich gern erinnerte“

William Stoner studiert auf Wunsch seines Vaters Agrarwissenschaften, damit er später die Farm der Eltern übernehmen kann. Doch bald wechselt Stoner zum Studium der Literaturwissenschaft und bleibt nach dem Abschluss als Dozent an der Universität.

In seiner Arbeit findet Stoner Glück, Leidenschaft und Erfolg, privat bleibt sein Leben lange leer und trostlos. Die Frau, die er heiratet, stellt sich als unterkühlt und intrigant heraus, doch auch das Lehren und Leben an der Universität wird im Verlauf durch Machtkämpfe und Sticheleien getrübt.

Was bleibt am Ende von einem Leben übrig?

Stoner ist alles andere als ein fröhliches Buch für einen entspannenden Abend auf dem Sofa, aber es ist ein beeindruckender Roman, der mich sehr gefesselt und sehr bewegt hat.

John Williams‘ Schreibstil ist sehr flüssig lesbar und kommt ohne Schnörkel aus. Stoners Leben wird auf recht unbeteiligte Weise erzählt, so wie auch Stoner unbeteiligt ob der Ereignisse in seinem Leben scheint. Dennoch wirken die Erlebnisse Stoners stets überzeugend und glaubhaft, zum Beispiel wurde die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau Edith so realistisch geschildert, dass man oft mit Stoner mitleidet und sich fragt, was die beiden zusammengebracht hat und was die beiden zusammenhält. Auch seine Erfahrungen im universitären Kontext haben mich (vielleicht weil ich selbst an der Universität arbeite und die Gepflogenheiten kenne, die anscheinend kultur- und epochenunabhängig sind) gefesselt, und Stoners Kampf für Gerechtigkeit hat mich berührt.

Ich habe es schon länger nicht mehr erlebt, dass ein Buch mich so sehr mitreißt, die Geschichte mich so sehr in ihren Bann schlägt, ein fiktives Leben mich so sehr interessiert und mich das Ende eines Buches emotional so sehr aus der Bahn wirft.

John Williams: Stoner. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. dtv, 2013, 352 Seiten; 19,90 Euro.

Dieser Post ist Teil des Nordamerika-Themas im Februar 2017.

Dazu hab ich auch was zu sagen!