„Dieser Typ ist der Reichste der Reichen. Reicher als wir alle zusammen. Vielleicht so reich wie der König.“ (Seite 15)
Casablanca in den 1990er Jahren: Die 16-jährige Sarah ist bettelarm, und sie ist gewillt, alles zu tun, um dieser Armut zu entfliehen.
Deshalb hat Sarah Kamils Nähe gesucht, doch dann erfährt sie von Driss, der einer der wohlhabendsten muslimischen Familien Marokkos angehört und anscheinend so reich wie der König ist.
Driss scheint nichts für sie übrig zu haben, also greift Sarah zu allerlei Tricks, um auf sich aufmerksam zu machen und so letztendlich ihr altes Leben hinter sich lassen zu können.
Mir hat die Lektüre von So reich wie der König von Anfang an viel Freude gemacht: Abigail Assor hat mich mitgenommen nach Casablanca, ich habe die Atmosphäre in der marokkanischen Stadt gespürt und habe Sarahs Wunsch, ihr Leben in Armut zu verlassen, regelrecht mitgelebt und mitgefühlt.
Dabei habe ich immer wieder gezweifelt, ob Sarah nicht doch echte Gefühle für Driss entwickelt hat oder tatsächlich nur manipulativ und berechnend ist. Dieses Hin- und Hergerissensein zwischen verschiedenen Motiven hat sehr dazu beigetragen, dass ich den Roman glaubwürdig, authentisch und sehr packend fand, dass ich ihn in kürzester Zeit durchgelesen hatte und nach der Lektüre in meine Liste der Lieblingsbücher 2022 aufnehme.
Auch die Einblicke in die beiden extremen Pole der bitteren Armut und dem schier unglaublichen Reichtum sind gelungen und zeichnen ein komplexes Bild Marokkos in den 1990er Jahren.
Ein überzeugendes, lebendiges und faszinierendes Debüt einer Autorin, die ich im Auge behalten möchte.
Abigail Assor: So reich wie der König. Aus dem Französischen von Nicola Denis. Insel Verlag, 2022, 224 Seiten; 23 Euro.
Dieser Post ist Teil des Maghreb-Monatsthemas im April 2022.