Paradise Garden von Elena Fischer

„Die Trauer kommt und geht wie Ebbe und Flut, aber da ist sie immer.“ (Seite 5)

Billie lebt mit ihrer Mutter in recht ärmlichen Verhältnissen in einer Hochhaussiedlung. Sie ist 14 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt.

Billie blickt zurück: zum Leben mit ihrer Mutter, zu erlebter Liebe, Nähe und Zuneigung, zu gemeinsamen Träumen und Sehnsüchten, zu zermürbenden Geheimnissen und Unausgesprochenem.

Und dann blickt Billie nach vorn, verschwindet aus der Wohnung, nimmt das Auto der Mutter und fährt in den Norden, um ihren Vater zu suchen.

Von der ersten Seite an habe ich beim Lesen eine tiefe Traurigkeit gespürt. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil, mit Traurigkeit kann ich sehr gut umgehen, und ich empfinde es immer als einen echten Segen, wenn Bücher starke Gefühle bei mir auslösen. Genau dafür sind Geschichten da, finde ich.

Elena Fischer erzählt eindringlich und ohne Pathos von der Beziehung zwischen Billie und ihrer Mutter, zwischen der Mutter und deren Mutter, und sie erzählt vom Fehlen einer Beziehung zwischen Billie und ihrem Vater, dessen Identität sie nicht kennt.

Fischer hat ein ebenso leichtfüßiges wie anspruchsvolles Buch geschrieben, in dem nichts zu viel ist und gleichzeitig nichts fehlt. Ich habe hier viel mitgefühlt und wurde von Billies Geschichte sehr berührt. Dabei ist das Buch zwar stellenweise traurig, aber immer auch hoffnungsvoll.

Ein Lieblingsbuch 2023.

Elena Fischer: Paradise Garden. Diogenes, 2023, 352 Seiten; 23 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!