Ich bleibe hier von Marco Balzano

„Eigentlich wollte ich es gar nicht, ich war nie mutig.“ (Seite 38)

Südtirol in den 1920er Jahren: Die politische Lage spitzt sich immer mehr zu: Faschisten verwüsten Bozen, gehen mit Gewalt gegen Menschen vor, und Benito Mussolini erstarkt immer mehr.

Im Laufe der Zeit besetzen Faschisten Schulen, Rathäuser, Postämter und Gerichte, verbieten die deutsche Sprache und setzen immer mehr faschistische Verordnungen durch.

„Es war, als hätte es den Faschismus seit eh und je gegeben. […] Wir hatten uns daran gewöhnt, nicht mehr wir selbst zu sein.“ (Seite 75)

Trina, die sich schon seit ihrem 17. Lebensjahr für Erich interessiert, der niemals aus seinem Heimatdorf Graun weggehen möchte, unterrichtet heimlich Deutsch, um Erich zu beeindrucken, und schließlich heiraten die beiden.

Das Leben im Dorf wird aufgrund der Willkür der Faschisten immer schwieriger. Doch Erich möchte seine Heimat weiterhin nicht verlassen.

Diesen Roman wollte ich seit einer gefühlten Ewigkeit lesen, und nun war endlich seine Zeit gekommen.

Den Einstieg in Ich bleibe hier fand ich extrem gelungen. Marco Balzano hat mich mitgenommen ins faschistische Südtirol und hat mir mit seinem Roman Einblicke in eine historische Epoche ermöglicht, mit der ich mich schon viel befasst habe, mit der ich mich aber noch nie im Zusammenhang mit Südtirol beschäftigt habe.

Der Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen, und ich habe hier fast pausenlos gelesen, konnte das Buch beinahe nicht zur Seite legen.

Im letzten Drittel empfand ich Ich bleibe hier erstmals etwas langatmiger und empfand diesen Teil des Buches als weniger fesselnd als die ersten zwei Drittel.

Alles in allem hat mir dieser Roman, der einen mitnimmt in ein kleines Bergdorf in Südtirol, aber sehr gut gefallen, und ich habe große Lust bekommen, noch weitere Bücher von Balzano zu lesen.

Marco Balzano: Ich bleibe hier. Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Diogenes, 2024, 304 Seiten; 15 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!