„Nichts war mehr Balsam für mein trauerndes Herz als der Habicht, der zu mir zurückkehrte. Doch fiel es mit allmählich immer schwerer, zwischen meinem Herzen und dem Habicht zu unterscheiden.“ (CD 3, Track 15)
Schon als Kind hatte Helen Macdonald eine Obsession für Greifvögel, wollte Falknerin werden, was von ihrem Vater stets unterstützt wurde.
Im Jahre 2007 stirbt ihr Vater plötzlich an einem Herzinfarkt. Um die Trauer zu bewältigen, erwirbt sie ein junges Habichtweibchen, das sie Mabel nennt und das sie eigens abrichten möchte.
In H wie Habicht erzählt Macdonald von der Beziehung zu ihrem Vater, ihrer Kindheit, ihrem Leben – und natürlich von Mabel und der Falknerei.
Macdonalds autobiografisches Buch bietet durch die vielen Fachtermini, die die Autorin verständlich erklärt und wie selbstverständlich verwendet, viele Einblicke in die Welt der Greifvögel und in die Falknerei.
Es handelt sich bei der Falknerei um ein Thema, das mich wirklich nie interessiert hat, und auch nach dem Anhören des Hörbuch wird aus mit keine Falknereiliebhaberin. Aber ich empfand diese Einblicke in eine mir vollkommen unbekannte Welt als sehr spannend und lehrreich.
Auch die weitere Ebene des Buches – die Trauer um den Verlust des Vaters und die Trauerbewältigung – ist Macdonald gut gelungen. Diese Passagen sind berührend und zeigen überzeugend, wie schwer ihr Verlust wiegt und dass sie mit Mabel eine Möglichkeit gefunden hat, den tragischen Verlust des Vaters in etwas für sie Bedeutsames, Schönes und Überdauerndes zu transformieren.
Auch die Lesung von Cathlen Gawlich ist gelungen. Sie liest auf so angenehme und fesselnde Weise, dass ich lange am Stück hören konnte, ohne mit den Gedanken abzuschweifen oder eine Hörpause zu benötigen.
Helen Macdonald: H wie Habicht. Aus dem Englischen von Ulrike Kretschmer. Gekürzte Lesung von Cathlen Gawlich. Hörbuch Hamburg, 2016; 12,99 Euro.
Dieser Post gehört zum Vogel-Monatsthema im Dezember 2021.