„Sie sollten doch wissen, dass alles, was wir uns ausdenken können, irgendwie auch einer Wahrheit entspricht.“ (Seite 237)
Auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze leben im Winter nur wenige Personen. Eine davon ist die etwas schrullige, astrologiebegeisterte Janina Duszejko, die eines Nachts von ihrem Nachbarn Matoga aus dem Schlaf geklopft wird: Bigfoot – der genau wie Matoga eigentlich ganz anders heißt – ist tot. Er scheint an einem Rehknochen erstickt zu sein.
Bald werden weitere Tote gefunden, und Janina ermittelt nicht nur auf eigene Faust, sondern hat auch ihre ganz eigenen Überzeugungen, wer für die Taten verantwortlich ist.
Gesang der Fledermäuse war meine erste Begegnung mit der polnischen Autorin Olga Tokarczuk, die 2019 rückwirkend den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2018 erhielt, und der Roman hat nicht nur mein Interesse an weiteren Büchern der Autorin geweckt, sondern mich zudem auch neugierig auf Literatur aus Polen im Allgemeinen gemacht.
Von Anfang an hat mich die von Tokarczuk aufgebaute Stimmung beeindruckt: Beim Lesen spürt man regelrecht die Abgelegenheit des winterlichen Hochplateaus, die Einsamkeit der wenigen Personen, die die Region in den kalten Monaten nicht fluchtartig verlassen, und die Besonderheiten dieses Lebens, das sich an den langen dunklen Tagen vor allem in den Häusern abspielt.
Tokarczuk erzählt ebenso anspruchsvoll wie leichtfüßig ihre Geschichte, die vordergründig ein Kriminalroman ist, sich aber durch viele weitere Ebenen auszeichnet.
Besonders gelungen sind die lebensnahen, aber auch skurrilen Figuren, allen voran Janina mit ihren obskuren Überzeugungen und ihren bisweilen wunderlichen Eigenschaften. Hier merkt man, dass Tokarczuk nicht nur Talent zum Schreiben hat, sondern auch Psychologin ist, Menschen sehr genau beobachtet und ihre Beobachtungen perfekt in Worte fassen kann.
Gesang der Fledermäuse hebt sich von der breiten Masse der Buchveröffentlichungen ab und ist ein Roman, wie man ihn nicht schon x-mal gelesen hat.
Olga Tokarczuk: Gesang der Fledermäuse. Aus dem Polnischen von Doreen Daume. Kampa Pocket, 2020, 306 Seiten; 13 Euro.
Liebe Romy,
ich stimme dir zu! Auch ich finde, dass dies ein besonderer Roman ist, der sich abhebt. Ich traue mich jedoch noch nicht an ihren ihren großen über 1000-seitigen Roman ran. Willst du den auch noch lesen?
GlG, monerl
Salut, den hatte ich mir noch gar nicht ganz genau angeschaut. Derzeit stapeln sich hier soundso die Bücher, da geht nix mehr :-). Aber auf lange Sicht möchte ich durchaus mehr von ihr lesen. Liebe Grüße!