„Sie haben bestimmt schon von den märchenhaft schönen Schlössern König Ludwigs II. gehört, von Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee, vom grünen Hügel in Bayreuth und von Richard Wagner. Möglicherweise haben Sie sogar schon einmal eine Oper von Wagner erleben dürfen und sich gefragt, ob das wirklich so lange dauern muss? Ich kann Sie beruhigen, nicht alles dauert in Bayern so lange wie eine Wagner-Oper, wenngleich auch vieles seine Zeit braucht.“ (Seite 12)
Bruno Jonas erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für Bayern von Grundgesetz und CSU, Fußball und Franz Beckenbauer, Bayerischem Wald und Böhmerwald, Hofbräuhaus und Oktoberfest, Sintflut und Völkerwanderung, Hirschlederhose und Dirndl, Märchenkönig Ludwig II. und Richard Wagner, SPD und AfD, Liebe und Glaube, Fronleichnam und Kruzifix, Granteln und Stimmungsschwankungen, Wirtschaftskriminalität und Zuwanderungsgesetz, Alkoholkonsum und Suizid.
Ich habe selbst drei Jahre in Bayern gelebt und bin nie richtig warm geworden mit der Mentalität der Menschen und dem Leben in Bayern. Interessiert hat mich die Gebrauchsanweisung aber trotzdem, doch nach dem Lektüre muss ich sagen: So wie es mir mit Bayern an sich ging, ging es mir auch mit der Gebrauchsanweisung – der Funke ist nicht übergesprungen.
Das Buch liest sich stellenweise durchaus amüsant, aber den größten Teil fand ich zu ausufernd, so dass ich einige Passagen quergelesen habe, und auch in Sachen Humor hat Jonas für meinen Geschmack oft übers Ziel hinausgeschossen. Ich mag schwarzen Humor, aber einiges war mir hier zu derb, und ich finde, man kann über viele Dinge lachen, aber bei manchen Themen ist das einfach zu pietätlos. Bisweilen fand ich die Schilderungen auch zu bemüht lustig.
Erst am Ende habe ich gemerkt: Von Jonas habe ich schon einmal eine Gebrauchsanweisung gelesen (Gebrauchsanweisung für das Jenseits), die mir auch nicht so gut gefallen hat und an der ich ähnliche Dinge kritisiert hatte.
Bruno Jonas: Gebrauchsanweisung für Bayern. Piper, 2021, 224 Seiten; 15 Euro.