„Ich erzähle von normalen Frauen und Männern. Von ihren Hoffnungen. Von ihren Zerrüttungen. Von all den Vieldeutigkeiten, die ein Leben vielschichtig machen. Manche suchen das Glück, einige sehnen sich nach Liebe, andere zerbrechen am Dasein. Ein Streifblick auf allzu Menschliches.“ (Seite 9)
Nadine Pungs, von der ich bereits Das verlorene Kopftuch und Meine Reise ins Übermorgenland mit großer Begeisterung gelesen habe, erzählt in Frühling in Saudi-Arabien von ihren Reisen nach und durch Saudi-Arabien. Erst 2019 war es für jedermann möglich, ein Touristenvisum für dieses abgeriegelte Land zu erhalten, und Pungs nutzt die Chance und bereist Saudi-Arabien 2020 für 21 Tage und drei Jahre später für drei Monate.
Pungs besucht u.a. die Hauptstadt Riad, Medina – die Stadt des Propheten -, Nadschran an der Grenze zum Jemen, die Farasan-Inseln und das konservative Buraida.
Sie erzählt in ihrem Buch von Widersprüchen, von der langsamen Öffnung des Landes, von Reformen und von gelebter Scharia.
Hier kann man nicht nur viele spannende Anekdoten von Pungs selbst und von einigen historischen Personen wie Gertrude Bell lesen, sondern Pungs vermittelt auch viel Wissen über Saudi-Arabien und über den Islam, Muhammed und den Wahhabismus. Da ich mich bereits viel mit der Arabischen Halbinsel, Saudi-Arabien, dem Islam etc. befasst habe, bin ich hier auf viel Bekanntes gestoßen. Da ich mich bisher aber kaum mit Saudi-Arabien nach 2019 auseinandergesetzt habe, habe ich hier viel Neues gelesen, z.B. was Reformen und Veränderungen angeht.
Da Pungs eine sehr sympathische Autorin ist und sich voll und ganz auf Land und Leute einlässt, habe ich sie sehr gerne bei ihren Reisen durchs Land begleitet, habe die saudische Welt ein wenig durch ihre Augen gesehen. Und da ich selbst bereits im Jemen war, der im Buch immer mal wieder erwähnt wird, habe ich mich hier auch an viele schöne Momente meiner Jemen-Reise erinnert.
Gelungen fand ich auch die eingestreuten arabischen Sätze und die arabisch geschriebenen Städtenamen, was nicht nur schön aussieht, sondern gleich eine gute Wiederholung meiner Arabisch-Kenntnisse war.
Mein Lieblingsreisebericht 2024!
„Saudi-Arabien enthält Vielheiten. Da ist das Helle und das Dunkle. Das Schöne und das Schreckliche. Und alles dazwischen.“ (Seite 271)
Nadine Pungs: Frühling in Saudi-Arabien. Begegnungen in einem Land der Widersprüche. Malik, 2024, 288 Seiten; 18 Euro.