„Indien überfällt uns, verunsichert uns, macht uns oft hilflos und manchmal auch wütend.“ (Seite 13)
Am Beispiel der fiktiven Berlinerin Alma erzählt Karin Kaiser von den Fallstricken und Fettnäpfchen Indiens, z.B. von Anreise und Rupien, Taxi und Rikscha, Schlitzohrigkeit und Armut, Polizei und Korruption, Toiletten und Slums, Stromausfall und Wasserstopp, Nashta und Trinkgeld, Prostitution und Frauenmangel, Heilige Kuh und Sadhu, Bettlern und Kastenwesen, Bahn und Auto, Paan und Cannabis, Respekt und Kolonialzeit, Hepatitis A und Wurminfektion, Aschram und Mantra, Kobra und Skorpion, Varanasi und Ghats, Sari und Bindi, Mumbai und Bollywood, Ayurveda und Holi, Pakistan und Kricket, Tollwut und Pariahunden, Mitgift und arrangierten Ehen.
Wie von den Fettnäpfchenführern gewohnt, wird in jedem Kapitel zuerst eine bestimmte Situation beschrieben, dann erklärt, was Alma in dieser Situation falsch gemacht hat, und schließlich ausgeführt, wie sie es hätte besser machen können.
Auf diese Weise wird Indien zwar etwas überspitzt dargestellt und Alma als recht tollpatschig und bisweilen naiv geschildert, aber das Buch ist dadurch sehr unterhaltsam und vermittelt zudem sehr breit gefasstes Wissen über Indien. Obwohl ich mich schon sehr intensiv mit Indien und Hinduismus befasst habe, habe ich hier viel Neues entdeckt, jedoch auch Bekanntes gelesen und bisweilen vertieft.
Gefallen hat mir auch, dass Kaiser sowohl positive als auch negative Aspekte beleuchtet, so dass dem Leser ein komplexes Bild Indiens gezeigt wird. Zwar hat man dadurch manchmal das Bedürfnis, Indien lieber fern zu bleiben, aber andererseits beschönigt und verharmlost Kaiser das Land und seine Probleme nicht.
Der Fettnäpfchenführer Indien eignet sich meiner Meinung nach sehr gut zur Reisevorbereitung, aber auch für all diejenigen, die zu Hause bleiben und sich aus der Ferne mit Indien beschäftigen wollen.
Karin Kaiser: Fettnäpfchenführer Indien. Be happy oder das No-problem-Problem. Conbook, 2019, 288 Seiten; 12,95 Euro.