„[…] Ekel mit seiner Penetranz ist stark übertragbar, sehr protektiv und löst in Windeseile eine körperliche Reaktion aus.“ (Seite 11)
Christina Lohr und Gernot Hauke berichten in ihrem Buch aus der Reihe Emotionsarbeit in der Psychotherapie von den vielen Facetten von Ekel, von seiner Funktion und seinen Einflussbereichen, bevor sie auf den Umgang mit Ekel in der psychotherapeutischen Praxis eingehen. Hierfür bieten sie hilfreiche Konzepte und geben konkrete Anleitungen für die Arbeit mit Ekel. Zum Abschluss thematisieren die beiden Autoren primären Ekel in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ich empfinde die Reihe Emotionsarbeit in der Psychotherapie als echte Bereicherung meiner psychotherapeutischen Tätigkeit, und die Idee, ein ausgewähltes Gefühl in den Fokus eines Buches zu stellen, ist nicht nur spannend, sondern ist bei allen Bücher, die ich bisher aus dieser Reihe gelesen habe, auch wirklich gelungen und wurde perfekt umgesetzt. Dies ist beim Band über Ekel nicht anders.
Ekel ist eine Emotion, auf die ich in meiner psychotherapeutischen Tätigkeit im Bereich der Psychosenpsychotherapie nicht oft treffe – eigentlich so gut wie nie. Aber gerade deshalb hat mich das Thema sehr interessiert und hat dementsprechend Potenzial für eine sehr steile Lernkurve geboten.
Und tatsächlich habe ich hier sehr viel gelernt, und dabei war das Buch zudem spannend geschrieben, gut verständlich und behandelt viele Facetten von Ekel. Die ausführlichen Fallbeispiele, für die zudem Reaktionsketten und schrittweise Interventionen aufgeführt werden, sind sehr hilfreich und machen das Gelesene anschaulich und praxisnah.
Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Bände der Reihe. Schuld, Scham, Einsamkeit, Trauer und Verachtung würden mich diesbezüglich am meisten freuen. Ich bin gespannt, für was sich der Verlag entscheidet…
Christina Lohr und Gernot Hauke: Ekel. Emotionsarbeit in der Psychotherapie. Beltz, 2023, 117 Seiten; 35 Euro.