„In den Nachthimmel schauen ist letztlich wie Fotopostkarten erhalten von überall, abgestempelt zu verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Orten der Vergangenheit unseres Universums, je nachdem, wann und wo sie ihre Reise angetreten haben.“ (Seite 80)
Christophe Galfard, ein französischer Astrophysiker, der bei Stephen Hawking promoviert hat, erzählt in Das Universum in deiner Hand von unserem Sonnensystem, der Milchstraße und fernen Galaxien, vom Newtonschen Gravitationsgesetz, von Allgemeiner und Spezieller Relativitätstheorie, Licht, Schwerkraft und Urknall, Zeitdilatation und Längenkontraktion, Atomen und Radioaktivität, Antimaterie und dunkler Materie, Quantentheorie und Multiversum.
Ich fand den Einstieg ins Buch nicht allzu einfach – nicht, weil es zu kompliziert gewesen wäre, sondern weil ich es – im Gegenteil – sprachlich zu blumig und inhaltlich zu stark vereinfacht fand. Für meine Begriffe erzählte Galfard schlicht zu verspielt und klang bisweilen regelrecht esoterisch:
„Ein Schwindel befällt sich, alles dreht sich um dich, als dein Körper und die Insel, auf der er liegt, rasch unter dir zurückbleiben. Dein Geist, ein ätherisches Ich, fliegt auf- und ostwärts.“ (Seite 19)
Diese Art von Schreibstil ist überhaupt nicht mein Ding, und obwohl ich Bücher mag, in denen Komplexes leicht verständlich beschrieben wird, habe ich anfangs überlegt, ob ich die Lektüre abbreche.
Doch ich habe durchgehalten, und das war gut so, denn im Verlauf empfand ich das Buch als gelungen und stellenweise absolut großartig. Durch den Schreibstil, den ich zu Beginn der Lektüre so befremdlich fand, schafft es Galfard, den Leser wirklich mit auf eine Reise zu nehmen, und es gelingt ihm, alles vollkommen anschaulich zu beschreiben und so tatsächlich viel Wissen über das Universum und Astrophysik zu vermitteln. Galfards Beispiele sind dabei so geschickt gewählt und so gut erklärt, dass er unvorstellbare Phänomene vorstellbar macht.
Nach dem Lesen kann ich sagen, dass Galfards Buch mir mehr Wissen vermitteln konnte als all die anderen Bücher, die ich zum Thema gelesen habe, weil man durch seinen Erzählstil tiefer in die Materie eindringen kann, als man das als Nicht-Astrophysiker sonst schafft.
Christophe Galfard: Das Universum in deiner Hand. Aus dem Englischen von Jens Hagestedt und Ursula Held. C.H. Beck, 2017, 400 Seiten; 24,95 Euro.
Dieser Post ist Teil des Universum-Themas im März 2018.