„Ein historischer Schritt, dass wir aufgehört haben, ein ganzes Volk zu unterdrücken und sein Land zu besetzen.“
Nach 12 Jahren kehrt der Ich-Erzähler in sein Heimatdorf zurück. Er ist Araber israelischer Staatsbürgerschaft, hat in der Stadt als Journalist gearbeitet und bezieht nun mit seiner Frau und seiner Tochter ein Haus neben seinem Elternhaus.
Eines Tages wird das Dorf von israelischem Militär umstellt und völlig von der Außenwelt abgeriegelt. Bald beginnt ein Kampf um Essen, Wasser und Gerechtigkeit.
Sayed Kashua erzählt eindrücklich und realistisch vom Leben der Araber israelischer Staatsbürgerschaft und zieht Vergleiche zu den Palästinensern in den besetzten Gebieten und zur jüdischen Bevölkerung Israels. Dabei berichtet er von den täglichen Repressalien, der Unterdrückung und Entrechtung der Palästinenser in ihrem eigenen Land und beschwört eine düstere und bewegende Vision herauf, die leider allzu real ist.
Der Roman liest sich von Anfang an sehr flüssig und ist spannend, doch im Verlauf entwickelt Da ward es Morgen einen extremen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Sehr gut gefallen haben mir auch die vielen Rückblenden, in denen der Ich-Erzähler von seiner Kindheit berichtet und sich an einschneidende Erlebnisse erinnert. So entsteht ein sehr komplexer Roman, der sehr glaubwürdig und lebensnah ist.
Wer selbst Araber israelischer Staatsbürgerschaft kennt und / oder sich bereits intensiver mit dem Leben der Palästinenser in den besetzten Gebieten und auf israelischem Staatsgebiet beschäftigt hat, wird hier vieles wiedererkennen, was nicht nur Vision, sondern bittere Wahrheit ist.
Da ward es Morgen ist ein ebenso spannender wie wichtiger und beeindruckender Roman – sehr empfehlenswert!
Sayed Kashua: Da ward es Morgen. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berlin Verlag, 2006, 304 Seiten; 11,90 Euro.
Dieser Post gehört zum Thema Palästina und Israel im Juni 2017.