Anatomie eines Mordes von Wolfgang Burger

„Wie vieles sich ändern kann in so kurzer Zeit.“ (Seite 6)

Bernhard Quentin ist ein angesehener Arzt mit Praxis in der Heidelberger Weststadt. Eines Tages wird von einer Frau in seiner Praxis aufgesucht, die ihm schließlich einen Zettel mit einer Anschrift und einer Uhrzeit zusteckt.

Quentin, der seiner Ehefrau bisher nie untreu war, geht zur angegebenen Wohnung und verbringt einige Stunden mit der Frau.

Am Tag darauf ist die Frau tot. Mit einem Kissen erstickt in ihrer heruntergekommenen Wohnung in der Alten Eppelheimer Straße. Getötet von Quentin, der nach der Tat zuallererst an Suizid denkt, da er nun scheinbar alles verloren hat, was ihm im Leben wichtig war, der dann aber einen Plan ausheckt.

Ich habe viele Jahre im Rhein-Neckar-Kreis gelebt und kenne Heidelberg sehr gut. Ich mag die Kriminalromane von Wolfgang Burger sehr, die mich immer wieder nach Heidelberg entführen, und dies hier war mein erster Roman des Autors, der nicht zur Alexander-Gerlach-Reihe gehört. Anatomie eines Mordes ist bereits 2003 unter dem Titel Der Mord des Hippokrates erschienen.

Der Einstieg ins Buch war sehr packend, die Gedanken und Gefühle von Quentin fand ich nachvollziehbar und sehr gut herausgearbeitet. Schon der Einstieg hat mir sehr gefallen und mich neugierig auf den weiteren Verlauf des Kriminalromans gemacht.

Wie immer bei den Krimis von Burger fand ich es wunderbar, mit dem Autor und seinen Figuren durch Heidelberg zu streifen, an mir bekannten Orten in Gedanken entlangzulaufen, mir vertraute Straßen mit dem Auto zu durchfahren, an Landmarks vorbeizukommen. Auch hier fand ich die Stimmung und das Lokalkolorit schön und heimelig, das Buch hat mir Sehnsucht nach Heidelberg bereitet und mein Heimweh entfacht.

Ich empfand den Krimi als psychologisch überzeugend und eine wahre Lesefreude, auch wenn ich das Buch örtlich und zeitlich etwas unscharf fand, z.B. was leicht fehlerhafte Straßennamen und nicht immer nachvollziehbare Wege durch die Stadt angeht sowie was die Anschläge auf das World Trade Center betrifft, die im Buch so beschrieben werden, als hätten sie sich zu einer Uhrzeit zugetragen, dass wir in Deutschland am Morgen des 11. September 2001 davon erfahren konnten.

Wolfgang Burger: Anatomie eines Mordes. Kriminalroman. Piper, 2023, 240 Seiten; 15 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!