„Als Spross einer Gaunerfamilie konnte man sich besser in die Köpfe von Kriminellen hineinversetzen.“ (Seite 38)
Um 5 Uhr morgens erhält Commissaire Geneviève Morel einen Anruf von Commandant Yves Alboury: Auf einem der Windmühlenflügel von Le Moulin de la Galette wurde eine Frauenleiche gefunden.
Die Ermittler gehen aufgrund der auffallenden Kleidung davon aus, dass es sich bei der Toten um eine Tänzerin aus dem Moulin Rouge handelt. Ihr Gesicht wurde durch Schusswunden komplett zerstört, und sie sieht aus, als ob man einen (sündigen) Engel gekreuzigt hat.
Dann wird eine zweite Frauenleiche gefunden – doch diesmal in der Opéra Garnier.
Ich habe letztens den ersten Band von René Laffite (Pseudonym des Bestsellerautors Christian Schleifer) gelesen, und da mir das Buch gut gefallen hat und ich gerade sehr viel Sehnsucht nach Paris und dem Montmartre habe, habe ich auch zum zweiten Band gegriffen.
Die toten Engel vom Montmartre ist sehr stimmungsvoll, und der Montmartre wird so lebendig beschrieben, dass man sich fast wähnt, mit den Figuren durch die Straßen zu wandeln.
Auch die Handlungsorte Moulin Rouge und Opéra Garnier haben mir gefallen, weil man hier vom Autor spannende Hintergrundinformationen bekommt, sich die Orte gut vorstellen kann und beinahe mit vor Ort fühlt.
Der Kriminalroman macht anfangs eher den Eindruck eines Cozy-Krimi, aber entwickelt sich im Verlauf zu einer recht komplexen Geschichte mit vielen Untiefen und auf internationalem Parkett. Dabei empfand ich das Buch bisweilen zu dick aufgetragen, aber unterhaltsam und fesselnd war es allemal.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich die Sprache des Autors, die bisweilen einen österreichischen Einschlag aufweist, der nicht recht zum Handlungsort Paris passt. Dieser österreichische Einschlag ist im zweiten Band etwas weniger präsent als im ersten, aber trotzdem finden sich hier Begriffe wie ‚benützt‘ (Seite 101) und ‚Grätzel‘ (Seite 125).
René Laffite: Die toten Engel vom Montmartre. Commissaire Morel ermittelt. Gmeiner-Verlag, 2024, 336 Seiten; 16 Euro.