Röslein rot von Ingrid Noll

„Manchmal weiß man genau, wie man sich richtig verhalten sollte, und handelt trotzdem ganz anders.“ (Seite 57)

Annerose lebt zusammen mit ihrem Mann Reinhard und ihren beiden Kindern in einem alten Fachwerkhaus, verbringt ein oft ödes Leben zwischen Hausfrauentätigkeit und Buchhaltung für das Architekturbüro ihres Mannes. Doch wann immer sie Zeit hat, malt sie und versenkt sich in die Betrachtung von barocken Stillleben.

Doch dann wird ihr Leben auf einmal sehr aufregend: Eine Nachbarin stellt ihrem Mann nach, entwickelt einen Liebeswahn, dann tauchen alte Studienkolleginnen von Reinhard auf, auf die sie mit Eifersucht reagiert, und Anneroses Leben gerät immer mehr durcheinander.

Ich habe viele Jahre im Rhein-Neckar-Kreis gelebt, und in meinen ersten Jahren in der Region habe ich sehr gerne und oft Bücher von Ingrid Noll gelesen, bin mit ihr an Orten gewesen, die ich auch in der Realität kannte, habe mich stets sehr unterhalten gefühlt. Irgendwann habe ich aufgehört, Nolls Bücher zu lesen, aber aktuell zieht es mich wieder zu ihren Kriminalromanen, und ich habe Lust, in Erinnerungen an Weinheim etc. zu schwelgen.

Röslein rot liest sich recht unterhaltsam, weist aber deutlich weniger Lokalkolorit auf als andere Bücher Nolls. Auch fiel mir der Einstieg in den Roman ungewohnt schwer, Noll konnte mich lange nicht fesseln, aber mit Auftreten der erotomanen Nachbarin hat sich das geändert. Hier ist Noll eine überzeugende Schilderung gelungen und hatte mich damit endlich am Haken.

Alles in allem hat mich das Buch vom täglichen Stress abgelenkt und hat mir die Lektüre Freude gemacht, auch wenn ich finde, dass es das bisher schwächste Buch ist, das ich von Noll gelesen habe.

Ingrid Noll: Röslein rot. Diogenes, 2000, 288 Seiten; 12 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!