
„Nach einem Schusswechsel während eines Polizeieinsatzes im August 1936 galten Sie als verschollen und wurden ein Jahr später für tot erklärt, tauchten nach dem Krieg dann aber in der britischen Besatzungszone wieder auf. In Ihrer Heimatstadt Köln. Nach einem kurzen Intermezzo bei der Kölner Kriminalpolizei wechselten Sie im Januar 1949 erneut nach Berlin, in Ihrem alten Dienstrang als Kriminaloberkommissar.“ (Seite 14)
Eine wissenschaftliche Hilfskraft transkribierte Tonbänder von Gesprächen, die im Frühjahr 1973 geführt wurden. Der Interviewer war Prof. Dr. Singer, aus dessen Nachlass die Tonbandkassetten stammten. Beim Interviewten handelte es sich um den Kriminalhauptkommissar a.D. Rath, der im privaten Seniorenheim Berlin-Westend lebte, sowie einer gewissen Frau Böhm, die viele Jahre in Berlin als Kriminalbeamtin gearbeitet hatte.
Ich liebe die Reihe von Volker Kutscher und die Illustrationen von Kat Menschik, und bereits die beiden früheren Bücher, die die beiden gemeinsam geschrieben und illustriert hatten, gehören zu meinen persönlichen Lieblingsbüchern aus der Reihe der ‚Illustrierten Lieblingsbücher‘ von Menschik.
Das Buch enthält wundervolle Illustrationen, so wie man das von Menschik gewohnt ist. Der Illustratorin gelingt es jedes Mal aufs Neue, sich selbst treu zu bleiben und sich trotzdem immer wieder neu zu erfinden, so dass alle ihre Bücher unnachahmlich und doch stets ganz verschieden sind. Diesmal sind die Illustrationen in Rot-, Ocker- und Brauntönen gehalten, der Schnitt ist braun, der Vorsatz orange. Das Ganze ist wirklich wunderschön und zusammen mit dem Leineneinband und der Fadenheftung ein echtes Schmuckstück.
Auch Kutscher enttäuscht hier nicht und erzählt eine packende Geschichte im Stile eines Interviews, was ich sehr überzeugend und rundum gelungen fand.
Kutscher vermittelt hier auf wenigen Seiten viele Informationen, z.B. wie die Geschichte um Gereon und Charly weiterging. Kutscher zeigt zudem die Komplexität des Lebens in unterschiedlichen politischen Gesellschaften, und seine Figuren Gereon und Charly wirken lebensnah, weisen negative und positive Seiten auf, werden nicht verklärt.
Das Buch bietet ein gelungenes Ende der Reihe – wenn auch nicht schön in dem Sinne, wie man nach der Lektüre über Gereon denkt.
Ich bin einerseits traurig, dass die Reihe nun wirklich beendet ist, und andererseits froh, dass ich die Reihe kennenlernen und lesen durfte.
Volker Kutscher und Kat Menschik: Westend (Illustrierte Lieblingsbücher, Band 20). Galiani Berlin, 2025, 112 Seiten; 23 Euro.