„Sie führten Befehle aus, wie sie es seit Jahr und Tag taten, schon ihre Väter und Vorväter hatten es so gehalten.“ (Seite 5)
Paul Schwartzmüller hat Maia, die in Siebenbürgen lebt, seit sechs Monaten und 13 Tagen nicht mehr gesehen, aber viel an sie gedacht. Nun kehrt Schwartzmüller zurück nach Rumänien, und gleich beim nächtlichen Eintreffen auf dem Hof, auf dem Maia lebt, bemerkt er Veränderungen. Und dann öffnet auf Pauls Klopfen ein junger Mann die Tür.
Kurz darauf erfährt Schwartzmüller, dass Maia in seiner Abwesenheit geheiratet hat. Am nächsten Morgen wird Schwartzmüller verhaftet: Er steht unter Mordverdacht, denn Maias Mann wurde tot aufgefunden.
Aufgrund eines Schneesturms wird Schwartzmüller vorerst in einem Verlies auf der Kirchenburg eingesperrt, wo er allein bleibt, während draußen die Wölfe vorbeiziehen.
Siebenbürgen ist für mich eine Art Sehnsuchtsort, seit ich zum ersten Mal Bram Stokers Dracula gelesen und mich in Gedanken in die Karpaten versetzt habe. Ich habe vor knapp zwei Jahren bereits den ersten Siebenbürgen-Krimi von Lioba Werrelmann gelesen, der mir gut gefallen hatte.
Der Einstieg mit der Szenerie in den winterlichen Karpaten hat mir gut gefallen, auch wenn ich den Kriminalroman bisweilen etwas zu dick aufgetragen fand.
Nach etwa einem Viertel empfand ich ‚Tödlicher Winter‘ als sehr stimmungsvoll und spannend, und die Mischung aus Wölfen, einem Geheimgang, Fabelwesen, den Mordfällen und den Informationen zu (kriminellen) Machenschaften in Siebenbürgen hat mich gefesselt und fasziniert.
Schön fand ich auch, wie Werrelmann die Grenzen zwischen Tatsachen und Fiktion verwischt. Dies hat mich beim Lesen tatsächlich nach Transsilvanien versetzt, und ich habe mich bei der Lektüre ein wenig von der unheimlichen Atmosphäre anstecken lassen, wurde zur Grenzgängerin zwischen Realität und Magie.
Lioba Werrelmann: Tödlicher Winter. Paul Schwartzmüller ermittelt. Ein Siebenbürgen-Krimi. Eichborn, 2024, 304 Seiten; 18 Euro.