„Denn wenn es nur eine Sache gibt, die nach dem Reisen bleibt, nur eine Veränderung in unseren Köpfen, dann ist es das fest zementierte Vertrauen in die Menschheit und die Menschlichkeit. Die Welt ist kein schlechter Ort. Sie hängt nur davon ab, was jeder Einzelne aus ihr macht.“
Eigentlich wollten Morten Hübbe und Rochssare Neromand-Soma nur sechs Monate durch Südamerika reisen, aber dann wurden zwei Jahre daraus, in denen sie Südamerika erkundeten. Mittels Autostopp und Couchsurfing entdeckten sie Argentinien, Uruguay, Paraguay, Bolivien, Peru, Brasilien, Patagonien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Trinidad und Tobago sowie die Guyanas.
In Per Anhalter durch Südamerika erzählen sie von Diego Maradona und Bodegas, Dulce de Leche und Cabo Polonio, Koka und Río Paraguay, Che Guevara und Potosí, Cusco und Machu Picchu, Amazonas und Favelas, Fin del Mundo und Tierra del Fuego, Chiloé und Pazifischem Feuergürtel, Panama-Hut und Galapagos, Salsa und Kaffeebohnen, Hugo Chávez und Simon Bolívar, Soca und Doubles, Rassismus und Onafhankelijkheidsplein.
Schon ein erster Blick ins Inhaltsverzeichnis macht deutlich, dass man es hier mit einer besonderen Reise und dadurch mit einem einzigartigen Leseerlebnis zu tun hat: Die Autoren haben Südamerika wirklich exzessiv bereist und haben dadurch viel zu erzählen, und was und wie sie erzählen macht zudem viel Spaß, vermittelt Wissen und nimmt den Leser ein bisschen mit auf die große Reise.
Die Autoren erzählen auf sympathische Weise und mit viel Leichtigkeit von ihren Erlebnissen und lassen den Leser olfaktorisch, visuell, akustisch, haptisch und gustatorisch daran teilhaben, so dass man sich beim Lesen oft vor Ort versetzt fühlt und zudem zahlreiche Informationen zu Politik, Geschichte etc. erhält. Hübbe und Neromand-Soma wecken so nicht nur das Fernweh und die Neugier beim Leser, sondern berichten außerdem respektvoll von den Menschen und fasziniert von den Landschaften.
Besonders spannend und gelungen fand ich, dass man hier auch ungewöhnlichere Reiseländer wie Suriname oder Guyana kennenlernt und trotz der Knappheit der Schilderungen sehr breitgefächerte Informationen zu den Reiseländern bekommt. Sehr gut gefallen hat mir zudem, dass einige Passagen besonders lebendig beschrieben wurden, z.B. der Ausflug in die bolivianischen Silberminen, der die katastrophalen Arbeitsbedingungen und die tagtägliche Lebensgefahr der Minenarbeiter zeigt, die Tour durch die Salzwüste von Uyuni und die Fahrt auf dem Amazonas.
Per Anhalter durch Südamerika ist ein Buch, nach dessen Lektüre man sich sofort auf den Weg machen möchte, und beschreibt ein echtes Abenteuer, das der Leser vom heimischen Sofa aus mitverfolgen darf.
Derzeit sind die beiden Autoren in Asien unterwegs – wer mehr darüber erfahren will, dem sei der Reiseblog der beiden ans Herz gelegt: http://nuestra-america.de.
Morten Hübbe und Rochssare Neromand-Soma: Per Anhalter durch Südamerika. Piper Verlag, 2016, 426 Seiten; 16 Euro.
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.