Die Sturmhöhe von Emily Brontë

„Meine ganze Vorstellung vom Leben ist er.“

„Wenn alle anderen zugrunde gingen und er übrigbliebe, würde ich fortfahren zu sein; und wenn alle anderen blieben und er würde vernichtet, so würde sich das Weltall in etwas vollkommen Fremdes verwandeln, und ich würde nicht mehr dazugehören.“

Mr. Lockwood, der dem Leben in London entfliehen möchte und sich somit auf dem Lande niederlässt, ist der neue Pächter von Thrushcross Grange. Sein Vermieter, der mürrische und unsympathisch auftretende Mr. Heathcliff, und die Menschen in dessen näherer Umgebung kommen Mr. Lockwood äußerst sonderbar vor, und er ist aus diesem Grunde sehr an der Geschichte dieser Familie interessiert.

Ellen Dean, die seit vielen Jahren für die Familien Earnshaw, Linton und Heathcliff als Bedienerin auf Wuthering Heights und auf Thruscross Grange arbeitet, erzählt Mr. Lockwood schließlich die Geschichte der Familien im Allgemeinen und die Geschichte der tragischen Liebe zwischen Catherine und ihrem Adoptivbruder Heathcliff im Besonderen.

Was mir an Die Sturmhöhe sehr positiv aufgefallen ist, ist die hervorragende Übersetzung sowie die anspruchsvolle, aber dennoch gut verständliche Sprache.

Emily Brontës Protagonisten sind überzeugend charakterisiert und wirken sehr authentisch, obgleich sie allesamt unsympathisch sind. Die Beschreibung der Figuren ist so gut, dass ich sie regelrecht abstoßend fand und das Gefühl hatte, ich wäre persönlich beteiligt. Die emotionalen Bande zwischen Heathcliff und Catherine blieben mir jedoch schleierhaft, da die beiden auf mich nicht wirkten, als könnten sie ernsthafte Gefühle für andere Menschen entwickeln und als hätten sie irgendetwas miteinander gemein (außer der gemeinsamen Kindheit/Jugend).

Die Sturmhöhe ist meiner Meinung nach alles andere als ein Liebesroman, sondern vielmehr eine Charakterstudie einer dysfunktionalen Familie zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Emily Brontë: Die Sturmhöhe. Aus dem Englischen von Grete Rambach. Insel Verlag, 2011, 454 Seiten: 8,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Viktorianisches Zeitalter“ im März 2022.

Dazu hab ich auch was zu sagen!