Die Lungenschwimmprobe. Verteidigung einer jungen Frau, die des Kindsmords bezichtigt wurde von Tore Renberg

„Wenn wir schon die Leiche öffnen, um uns in dem menschlichen Körper umzuschauen, dann wollen wir eine Lungenschwimmprobe machen.“ (Seite 51)

Leipzig im Jahre 1681: Anna Voigt, die Tochter eines Gutsbesitzers, wird angeklagt, ihr neugeborenes Kind getötet zu haben. Sie selbst beharrt darauf, dass das Kind bei der Geburt bereits tot war, doch die Leiche weist zahlreiche Einstichstellen von einem Messer oder einem ähnlichen Gegenstand auf.

Der Stadtphysicus von Zeitz, Doktor Johannes Schreyer, wird zur Leichenschau beordert, und er wendet eine neuartige Methode an, um zu prüfen, ob das Kind tatsächlich tot geboren wurde: die Lungenschwimmprobe. Diese kann laut Schreyer die Schuldfrage klären und damit über Leben und Tod der Kindsmutter entscheiden.

Anna Voigt befindet sich derweil auf der Flucht, und ihr Vater sucht Hilfe beim Advokaten Christian Thomasius.

Seit jeher habe ich Interesse an Themen wie Inquisition und Rechtsmedizin, und dieses Buch verbindet beide Themenbereiche.

Ich empfand den Einstieg in den Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und in der Zeit zwischen dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Aufklärung spielt, sehr stimmungsvoll, sehr fesselnd, anspruchsvoll und zugleich unterhaltsam. Ich habe mich sehr gut ins 17. Jahrhundert versetzen können und hatte anfangs das Gefühl, einen Lieblingsroman 2024 in der Hand zu halten.

Auch im weiteren Verlauf wurde der Roman lebendig erzählt und hat mir gefallen, doch das mittlere Drittel von Die Lungenschwimmprobe war mir persönlich zu langatmig, und ich musste mich zeitweise zum Weiterlesen zwingen. Das letzte Drittel ist wiederum sehr gelungen, so dass ich den Roman alles in allem empfehlen kann, auch wenn er nicht durchweg stringent erzählt wird.

Tore Renberg: Die Lungenschwimmprobe. Verteidigung einer jungen Frau, die des Kindsmords bezichtigt wurde. Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe und Ina Kronenberger. Luchterhand, 2024, 704 Seiten; 26 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!