„Wenn die ganze Welt verrücktspielt, bieten die Gewissheiten der Wissenschaft eine tröstliche Zuflucht: Gefäße von exakt geeichtem Fassungsvermögen, das Handwerkszeug der Beständigkeit – eine Welt, in der ein Gramm ein Gramm und ein Gran ein Gran ist, jetzt und in alle Ewigkeit.“ (Seite 251)
Flavia de Luce ist nach dem Tod ihres Vaters oft allein – „Heutzutage sind Pilze meine einzigen Freunde.“ (Seite 11) -, sitzt und sinniert auf dem alten Friedhof von St. Tankred, fühlt sich belästigt durch das Auftauchen ihrer Cousine Undine, die ihr erzählt, dass Mrs Mullet, die Köchin der Familie, jemanden umgebracht haben soll. Angeblich hat sie Major Greyleigh, einem Henker, ein Gericht mit selbst gesammelten, anscheinend giftigen Pilzen zubereitet.
Flavias Interesse ist geweckt. Sie beginnt zu ermitteln und hat das Gefühl, dass Mrs Mullet irgendetwas zu verbergen hat. Unterstützt wird Flavia von Dogger, dem Gärtner der Familie, treuem Freund von Flavias Vater und Flavias engstem Vertrauten in Bischop’s Lacey (und in der ganzen Welt).
Ich liebe die Flavia-de-Luce-Reihe, und als 2019 der zehnte und planmäßig letzte Band der Reihe erschien, war ich traurig, dass meine Zeit mit Flavia nun endgültig vorüber ist. Umso mehr habe ich mich über den elften Band gefreut, der mir zwar nicht ganz so gut wie die vorherigen zehn Bücher gefallen hat, der mich aber trotzdem wieder mitgenommen hat nach Buckshaw.
Ich fand es wundervoll, wieder einen Fall mit Flavia zu lösen und auf Buckshaw zu weilen. Allerdings empfand ich das Buch als weniger bitterböse, als ich das von Alan Bradleys Flavia-Büchern gewohnt bin. Auch Chemie spielt eine kleinere Rolle als sonst, obwohl Flavia natürlich nach wie vor mit Substanzen, besonders mit Giften, experimentiert. Nichtsdestotrotz kam bei der Lektüre echte Flavia-Stimmung auf, und das Buch hat einen unverwechselbaren Charme, wie ich das von der Reihe kenne.
Der elfte Band wies in der Mitte etwas Längen auf und hat mich nicht ganz so mitgerissen wie die früheren Bände. Am Ende hat mich Bradley aber wieder vollends begeistert, und nun wage ich es, auf einen zwölften Band zu hoffen.
Alan Bradley: Des Henkers letzte Mahlzeit (Die „Flavia de Luce“-Reihe, Band 11). Deutsch von Gerald Jung und Katharina Orgaß. Penhaligon Verlag, 2024, 288 Seiten; 22 Euro.