Amir Teimuri und Kami Soheil wachsen in Bandare Anzali, einer Hafenstadt im Norden des Iran, auf und haben sich fest vorgenommen, die iranischen Provinz zu verlassen und in Teheran zu studieren.
Dann ändert Amir seine Pläne, und der Ich-Erzähler Kami macht sich allein auf den Weg in die Hauptstadt. Dort lebt er bei seiner Tante Zahra, einer ehemals gefeierten Filmdiva, und lernt neben ihren Nachbarn – dem homosexuellen Babak Tiban und der ehemaligen Richterin am Obersten Gerichtshof Safureh Mahdis – auch die Rennfahrerin Nilufar Chalidian kennen.
Nilu und Kami verlieben sich ineinander, und Nilu führt ihn in den iranischen Untergrund ein und öffnet ihm das Tor zu all den Dingen, die im Iran verboten sind: geheime Partys, Alkohol, Drogen, Sexualität außerhalb der Ehe.
In anspruchsvoller Sprache erzählt Ron Leshem die Geschichten um die Freunde Amir und Kami, um die Liebenden Kami und Nilu und um die Bewohner des Hauses in Teheran. Der Leser erfährt so sehr viel vom Leben im Iran und von der neueren Geschichte der Islamischen Republik und wird mit Zensur, Verboten, Einschränkungen, Folter und Hinrichtungen konfrontiert.
Der Israeli Ron Leshem hat für seinen Roman sehr gut recherchiert und Kontakte zu Iranern hergestellt, um die dortigen Verhältnisse kennenlernen und verstehen zu können. Dadurch kann der Autor zwar viele Fakten liefern, ein konsistentes Gesamtbild ist ihm meiner Meinung nach nicht gelungen, denn die Gefühle der Protagonisten werden oft sehr distanziert geschildert, sind wenig nachvollziehbar, wirken seltsam unterkühlt, und vom Leben in Teheran wurde wenig lebendig berichtet. Zudem weist das Buch einige Längen auf, die mich dazu verleitet haben, einige Passagen quer zu lesen. Einen Extrapunkt gibt es jedoch für den Epilog, der erklärt, bewegt und mir sehr gut gefallen hat.
Der geheime Basar ist ein Buch über Freundschaft und Sexualität, über Tradition und Moderne, über Religion und Freiheit, über Orient und Okzident.
Ron Leshem: Der geheime Basar. Aus dem Hebräischen von Barbara Linner. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2012, 448 Seiten; 9,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Iran-Themas im Oktober 2017.