„Und da plötzlich war mir alles klar. Weil es im Leben immer gut ist, den Blickpunkt zu verändern, die Perspektive.“
Nach dem Tod ihrer Mutter erhält Camille – neben all den anderen Kondolenzschreiben – einen handgeschriebenen Brief von einem gewissen Louis. Sie glaubt an ein Versehen, denn sie kennt weder den Absender, noch die im Brief erwähnte Annie. Doch dann folgen weitere Briefe, und Camille vermutet, dass es sich um einen Roman handelt, der ihr – einer Verlegerin – auf diesem Wege zugeschickt wird. Nach und nach muss sie jedoch akzeptieren, dass es sich um eine Geschichte handelt, die eng mit ihrem eigenen Leben verbunden ist und die ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft ändern wird.
Das geheime Prinzip der Liebe ist ein spannender Roman, der durch die Zeitsprünge abwechslungsreich und durch die einfache Sprache schnell und flüssig lesbar ist. Bisweilen empfand ich den Roman sprachlich als zu flapsig, einige Phrasen als zu unbeholfen, beinahe sinnfrei (z.B. „er hatte immer noch einen Akzent, den man mit dem Messer schneiden konnte“).
Was der Autorin hervorragend gelungen ist, ist die Beschreibung von Stimmungen und Emotionen. Von der ersten Seite an wird man als Leser regelrecht in ihre Geschichte gezogen, ist gefesselt und hat kaum eine Möglichkeit, sich von den Figuren und den Umständen zu distanzieren. So war ich nach der Lektüre – trotz der bisweilen unrealistisch anmutenden Ereignisse – bewegt und berührt.
Auch wenn der deutsche Titel etwas anderes suggeriert: Hélène Grémillon ist kein bisschen schwülstig oder kitschig, sondern ein aufwühlender Roman mit Frankreich-Flair und glaubwürdig beschriebenen Emotionen.
Hélène Grémillon: Das geheime Prinzip der Liebe. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Hoffmann und Campe, 2012, 256 Seiten; 19,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Frankreich-Themas im Juli 2017.