„Beim Blümchensex wird also gelogen und betrogen, was das Zeug hält.“ (Seite 8)
Wer glaubt, Pflanzen seien harmlose Zeitgenossen, die kein Wässerchen trüben können, passiv am Wegesrand stehen und schüchtern auf eine vorbeifliegende Biene warten, der irrt sich! Michel Allaby zeigt dem unbedarften Leser in seinem Buch Blümchensex, was für frivole Gewächse unter uns leben: Da gibt es leichte Mädchen, aber auch Jungfern, scheue Pflänzchen und unverfrorene Gören, die unersättliche Säufer oder triebgesteuerte Vertreter des Homo sapiens anziehen.
Neben den Schilderungen des emsigen Liebeslebens von Pflanzen erklärt Allaby ganz nebenbei viele Dinge, die man als Kind im Biologieunterricht gelernt, aber wieder vergessen hat, weil der Lehrer nur die trockenen Fakten, nicht aber die heißen Details erwähnt hat: Aufbau von Blüten, Blütenformen, Bestäubung etc.
Allaby schreibt mit viel Humor und bringt den Leser so zum Lachen, aber auch zum Staunen. In seinen Ausführungen stellt er unzählige Pflanzen vor, beschreibt, wo und wann sie blühen, wie sie sich fortpflanzen und was sie besonders macht. Nebenbei erfährt man als Leser zudem immer wieder von Geschichte, Traditionen und der menschlichen Anatomie.
Auch in optischer Hinsicht ist das Buch einfach wunderbar: liebevolle Deckelgestaltung, hochwertiges Glanzpapier, detailreiche Zeichnungen von Pflanzen mit ihren verschiedenen Pflanzenteilen, so wie man das aus Bestimmungsbüchern kennt. Auch sprachlich ist das Buch durch und durch gelungen, denn der Autor schreibt sehr einfach und verständlich, erfindet aber immer wieder neue Wörter (z.B. „Blütenfreudenhaus“), wodurch das Lesen einfach Spaß macht.
Michel Allaby: Blümchensex. Aus dem Englischen von Annika Genning. Delius Klasing Verlag, 2017, 240 Seiten; 29,90 Euro.