„Oft fragte ich mich, warum ich nicht viel verkorkster war, warum ich nicht so total fertig und durcheinander war, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Das hat mich echt verwirrt. Wenn alle möglichen Leute unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden, warum kam ich dann ganz gut zurecht?“ (Seite 18)
George A. Bonanno erzählt in Das Ende des Traumas von Wachkoma und Albträumen, Pleistozän und Höhlenbildern, Homers Ilias und dem großen Feuer von London im Jahre 1666, Herrmann Oppenheim und Shellschock, der Diagnose PTBS und Resilienz, den Anschlägen vom 11.09.2001 und blindem Fleck, Heuristiken und Normalverteilung, Korrelation und Resilienz-Paradox, Achtsamkeit und Meditation, sozialer Unterstützung und Optimismus, Vertrauen in die eigenen Bewältigungsfähigkeiten und Orientierung an Herausforderungen, Flexibilität und Selbstbild, Flexibilitätssequenz und Selbstverbalisierung.
Ich habe mich schon eingehender mit Traumatisierung und mit Resilienz befasst und war sehr gespannt auf dieses Buch, das beide Themen miteinander verbindet. Gefallen hat mir gleich zu Beginn des Buches, dass Bonanno sehr viele Fallgeschichten erzählt, die das Buch sehr abwechslungsreich und praxisnah machen, und dass er auf verschiedene Arten von Traumata eingeht.
Das Buch ist wirklich spritzig geschrieben, liest sich dadurch unterhaltsam, obwohl die Inhalte oft sehr berührend und dramatisch sind. Zudem empfand ich das Gelesene als sehr lehrreich, so dass ich hier sehr viel erfahren und (für mich selbst und für Betroffene von Traumatisierung) viel mitnehmen konnte.
Die Tatsachenberichte vom 11.09.2001 lesen sich wie ein Thriller, sind aber gleichzeitig respektvoll und nicht pietätlos. Auch der Text über Frida Kahlo war sehr gelungen, sicherlich auch, weil ich mich schon ausführlicher mit Kahlo beschäftigt habe und sie eine spannende Persönlichkeit finde, aber auch, weil sie insgesamt ein sehr gutes Beispiel für eine resiliente Person ist.
Unglaublich spannend und sehr informativ – genauso muss ein Fachbuch sein!
George A. Bonanno: Das Ende des Traumas. Wie das Wissen über Resilienz unser Traumaverständnis revolutioniert. Übersetzung von Maren Klostermann. Klett-Cotta, 2024, 288 Seiten; 39 Euro.