„Kein Latino ist je an Einsamkeit gestorben. Das überlassen wir den Skandinaviern.“
Unheimliche Gesellschaft beinhaltet sechs phantastische Erzählungen (In guter Gesellschaft, Calixta Brand, Die Katze meiner Mutter, Der Theaterliebhaber, Vlad, Die schöne Schlafende), die voneinander unabhängig sind und anfangs stets das Gefühl von Normalität vermitteln, um schließlich eine mehr oder weniger überraschende Wendung zu nehmen.
So hat man zu Beginn der einzelnen Erzählungen den Eindruck, diese Geschichte könnte genauso überall passieren – um später eines Besseren belehrt zu werden. Dabei gelingt es dem Autor hervorragend, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verwischen, so dass man als Leser bisweilen selbst nicht mehr genau weiß, wie einzelne Geschehnisse zu bewerten sind, was wirklich und was phantastisch ist.
Die einzelnen Geschichten sind sehr dicht – auf wenigen Seiten schafft es Carlos Fuentes, eine komplexe Handlung und glaubwürdige Charaktere zu erschaffen, wobei der im Klappentext angekündigte „Horror“ eher ausbleibt.
Carlos Fuentes: Unheimliche Gesellschaft. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. S. Fischer, 2008, 302 Seiten; 9,95 Euro.
Dieser Post ist Teil des Themas „Magischer Realismus“ im August 2017.
Ich habe diese Geschichten als sehr vielschichtig, anspruchsvoll und mit vielen literarischen Verweisen in Erinnerung. Nichts zum Zurücklehnen und wohligen Gruseln, sondern ein intellektueller Genuss, der aber auch etwas „Lesearbeit“ bedeutet. Auf alle Fälle großartig.