„So unterschiedlich die Fälle, so verschieden meine Mandanten in Alter, Motiven, Lebensläufen waren, auf welchem Wege sie wem das Leben nahmen – eine Erkenntnis ist allumfassend: Jeder Mensch kann töten. Und er wird es tun, kommt er nur an eine ganz bestimmte Grenze.“ (Seite 12)
In Mörderinnen erzählt der Strafverteidiger Veikko Bartel von vier Fällen, in denen Frauen zu Mörderinnen wurden. Er berichtet von einer Frau, die direkt nach der Geburt ihr Kind tötet, von einer Ehefrau, die ihren Mann ersticht, von einer BDSM-Geschichte der etwas härteren Art und von einer Frau, die ihren Mann vergiftet.
Bartel beschreibt sehr plastisch, wie die jeweilige Person zur Mörderin wurde, wie genau sie vorging, welche Umstände zum Tötungsdelikt geführt haben, welche Konsequenzen die Tat hatte, wie die Verhandlung ablief. So ist man als Leser beinahe Zeuge des Falles, kann genau beobachten und sich eine eigene Meinung zum Fall bilden.
Bartel erzählt von wirklich schrecklichen Verbrechen, wobei die detailreiche und nüchterne Erzählweise das Grauen noch erhöht. Gefallen hat mir allerdings, mit wie viel Empathie und Neugier Bartel vorgeht, wie er eine komplexe Geschichte erzählt, in der man sowohl mit den Täterinnen als auch mit den Opfern sympathisieren kann.
Bisweilen empfand ich die Schilderungen kaum noch erträglich, so explizit und so genau beschreibt Bartel das Vorgehen und die Verletzungen. Nichtsdestotrotz empfand ich Mörderinnen als sehr unterhaltsam und als sehr flüssig geschrieben.
Psychologisch kratzt das Buch allerdings nur an der Oberfläche, und ich hätte mir weiterführende Ausführungen gewünscht. Trotzdem warte ich gespannt auf das neue Buch von Bartel, das gerade erschienen ist und in dem er sich männlichen Tätern widmet.
Veikko Bartel: Mörderinnen. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers. Mosaik Verlag, 2018, 233 Seiten; 18 Euro.
Dieser Post ist Teil des True Crime-Monatsthemas im Dezember 2019.
Ein Gedanke zu „Mörderinnen von Veikko Bartel“