„An jeder Haltestelle ändert sich die bunte Mischung. Nirgendwo sonst ist demokratisches Verhalten unverfälschter als hier.“ (Seite 11)
Susanne Schmidt – früher aktive, heute passionierte passive Busfahrerin – fährt mit dem Bus M19 quer durch Berlin und durchs Jahr. In ihrem Buch erzählt sie von Pandemie und Maskengegnern, Silvester und Lockdown, Möwen und Krähen, Lehrer- und Busfahrermangel, Wittenbergplatz und Tempelhofer Feld, Holocaust und DDR, Ukraine-Krieg und Russischer Botschaft, Bettelampeln und Mittelinseln, Café Achteck und Sicherheit, Museen und East-Side-Gallery, Nollendorfplatz und Homosexualität, Klimawandel und Terrorismus, Fledermäusen und Vögeln, „Zu verschenken“-Kartons und Straßensperrungen, Obdachlosigkeit und Shoppingmalls, Letzter Generation und Stromverbrauch.
Ich habe das erste Buch von Schmidt (Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei) mit viel Begeisterung und Freude, aber auch mit viel Schrecken wegen der beschriebenen Arbeitsbedingungen und Strapazen des Busfahrerlebens gelesen und mich deshalb sehr auf das 2. Buch der Autorin gefreut.
Schmidt hat eine Liebeserklärung an Berlin geschrieben, der ich mich voll und ganz anschließe, und sie beleuchtet auch die (vielen) negativen Facetten der Hauptstadt, zeichnet dabei ein komplexes Bild Berlins.
Mir hat die Lektüre viel Spaß gemacht. Schmidt hat einen wunderbaren Sinn für Humor, ein gutes Auge für Details und das Herz am rechten Fleck. Sie hat mich mitgenommen an Orte, die ich sehr gut kenne, an solche, die ich mal wieder aufsuchen sollte, und an jene, die ich noch nie besucht habe, die nun aber auf meine Liste für Unternehmungen gewandert sind.
Please leave the bus hier ist witzig, lehrreich, sympathisch und spannend, das Buch informiert, erheitert, berührt und nimmt den Leser mit nach Berlin und in die Öffis der Stadt.
Susanne Schmidt: Please leave the bus hier. Ein Bus, 26 Haltestellen, eine Berlinerin erzählt. hanserblau, 2023, 224 Seiten; 18 Euro.