Mal Aria von Carmen Stephan

„Ist das nicht phantastisch, ihr Menschen seid nur eine unnütze Hülle für Wesen, die es nicht mal zu Fühlern geschafft haben, die nicht mehr als ein Klumpen ohne Geist und Seele sind.“

Carmen wird in Brasilien von einem Moskito gestochen und plötzlich schwer krank. Keiner erkennt, was die Ursache für ihre Krankheit ist, keiner denkt an Malaria. Nur die Anopheles-Mücke, die Carmen gestochen hat, weiß Bescheid, bleibt in ihrer Nähe, fühlt sich nach dem Bluttrinken mit Carmen verbunden, versucht, den anderen Hinweise zu geben und Carmen so zu retten. Dabei erzählt der Moskito die Geschichte des Wechselfiebers, philosophiert über Leben und Tod, kommentiert die Zerstörung der Erde durch den Menschen.

Mal Aria ist eines dieser Bücher, die man nach dem Auslesen sofort erneut lesen möchte. Carmen Stephan ist meiner Meinung nach ein Geniestreich gelungen: Mal Aria ist bisweilen amüsant, immer tiefgründig, informiert über die Geschichte der Malaria, bewegt, macht betroffen und nachdenklich.

Dabei ist Mal Aria sprachlich anspruchsvoll, aber so packend erzählt, dass sich das Buch im Nu liest. Auf beinahe jeder Seite möchte man sich Sätze markieren, weil sie so treffend sind und sehr pointiert formuliert wurden.

Auch die ungewöhnliche Perspektive, dass die Anopheles-Mücke die Geschichte erzählt, hat mir sehr gut gefallen und war extrem überzeugend. Der Verlauf der Krankheit wurde sehr realistisch und sehr authentisch beschrieben.

Mal Aria ist ein wirklich großartiges Buch, und ich freue mich auf den nächsten Roman der Autorin.

Carmen Stephan: Mal Aria. S. Fischer, 2012, 208 Seiten; 18,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Körperliche Krankheit“ im April 2021.

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