Gebrauchsanweisung für Berlin von Jakob Hein

„Ein echter Berliner würde sich doch niemals dazu herablassen, einem anderen etwas über Berlin zu erzählen. Wozu auch?“

Jakob Hein erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für Berlin von der Geschichte der Stadt, von der Teilung in Ost- und West-Berlin, von den verschiedenen Bezirken und vom U-Bahn-Netz, von Kunst und Kultur, vom Speckgürtel und vom Wohnungsmarkt, von Speisen und Getränken, von Kleingartenkolonien und von der Sprache.

Ich habe das Buch bereits im November 2014 gelesen – noch vor der Neuauflage und vor meinem Umzug nach Berlin. Gelesen hatte ich es, als ich bezüglich der Stadt noch recht ambivalent war, und die Lektüre hat mich soweit mit Berlin versöhnt, dass ich 1 1/2 Jahre später tatsächlich Neu-Berlinerin wurde. Jakob Hein hat mich mit seiner frotzeligen Gebrauchsanweisung perfekt unterhalten und zudem meine Neugier auf Berlin geweckt. Seine Beschreibungen der Stadt und ihrer Bewohner sind oft bitterböse und haben mich sehr häufig zum Lachen gebracht.

Zwar ist die Gebrauchsanweisung schon etwas älter und damit nicht mehr ganz aktuell, einige Dinge haben sich sehr sicher seitdem geändert, aber dennoch empfand ich seine Schilderungen spannend und auch hilfreich, wenn man Berlin und Berliner besser verstehen möchte.

Alles in allem war mir die Gebrauchsanweisung viel zu kurz, ich hätte noch tagelang weiterlesen können, wie Jakob Hein die Stadt und die Menschen in der Stadt erlebt.

„Aber auch die Fernsehsender glauben ihnen ihre vorpubertären Räuberpistolen und schicken regelmäßig Filmteams dorthin, um DEN sozialen Brennpunkt Deutschlands zu filmen. Meistens aber passiert absolut nichts Aufregendes, so daß die Kameraleute ihre Kameras schräg und wacklig halten müssen, damit die Aufnahmen von einkaufenden Rentnern und Spaziergängerinnen mit Kinderwagen wenigstens ein bißchen aufregend aussehen.“

Jakob Hein: Gebrauchsanweisung für Berlin. Piper, 2009, 180 Seiten; vergriffen.

Eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des Buches erschien 2015 bei Piper.

Dieser Post ist Teil des Berlin-Themas im März 2017.

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