Die Schönheitskönigin von Jerusalem von Sarit Yishai-Levi

„ich möchte etwas von unserer Familie wissen und von den Männern, die ihre Frauen nicht so liebten wie die Frauen sie“

Seit sich der Urgroßvater Rafael unsterblich in eine Aschkenasin verliebt hat, liegt ein Fluch auf der sephardischen Familie Ermoza: Die geschlossenen Ehen sind unglücklich, die Ehemänner haben ihr Herz an eine andere Frau statt an ihre Ehefrau verloren.

Sarit Yishai-Levi erzählt in Die Schönheitskönigin von Jerusalem von Rafael und seiner Ehefrau Merkada, ihrem Sohn Gabriel und seiner Frau Rosa, deren Tochter Luna und ihrem Mann David sowie deren Tochter Gabriela. Anhand dieser vier Generationen entwirft sie ein detailliertes Bild der sephardischen Familie Ermoza, berichtet von Liebe und ihrem Fehlen, von der Ehe und ihrem Versagen, von Sehnsucht und dem Stillen von Verlangen.

Ich musste mich erst in den Roman einlesen und habe mehr als 100 Seiten gebraucht, bis mich das Buch richtig gefesselt hat. Das lag sicherlich zum größten Teil daran, dass die Kapitel sehr lang sind und man zudem schnell die Orientierung verliert, wenn man nicht am Stück lesen kann. Meine Begeisterung für den Roman kam demnach verhältnismäßig spät, doch sobald mich die Autorin für ihren Roman gewonnen hatte, war ich durchgehend neugierig auf den weiteren Verlauf, konnte den Roman kaum zur Seite legen und habe mir gewünscht, dass er deutlich länger als 600 Seiten wäre.

Der Leser begleitet die Protagonisten über vier Generationen hinweg und lernt so nicht nur die Familiengeschichte im Detail kennen, sondern erfährt zudem viel über die Geschichte der Stadt Jerusalem und die Geschichte des Judentums, über die osmanische Herrschaft, das britische Mandat und die Gründung des Staates Israel.

Dabei liest sich der Roman flüssig, ist sprachlich einfach gehalten, aber dennoch anspruchsvoll.

Die Schönheitskönigin von Jerusalem ist eine großartige Familiensaga, die mich aufgrund der Komplexität und der Konstruktion der Geschichte oft an die Kairo-Trilogie von Nagib Machfuz erinnert hat.

Sarit Yishai-Levi: Die Schönheitskönigin von Jerusalem. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Aufbau Verlag, 2016, 618 Seiten; 22,95 Euro.

Dieser Post gehört zum Thema Palästina und Israel im Juni 2017.

2 Gedanken zu „Die Schönheitskönigin von Jerusalem von Sarit Yishai-Levi“

  1. Hallo,
    ich habe soeben erst deinen Blog entdeckt und bis sehr begeistert! Er ist ein wahrer Schatz an Büchern, die sich mit meinen Buchvorlieben ganz groß decken! Ich könnte so viel Rezensionen von dir kommentieren, dass du richtig viel Arbeit damit hättest! 🙂

    Dieses Buch habe ich gerade angefangen zu lesen und deine Meinung macht mir die Freude darauf noch größer! Deine Erwähnung der Kairo-Trilogie von Machfuz freut mich sehr, da ich auch diese vor vielen Jahren verschlungen habe!

    Sobald ich mehr Zeit habe, werde ich mich durch deine Rezensionen lesen und hier und da einen Kommentar hinterlasen. Insbesondere deine Auflistung zu den Themen „Flucht und Migration“ und „Indien“ haben es mir angetan! 🙂

    Mit freudigen Grüßen,
    das Monerl

  2. Wie toll! Lieben Dank für deinen schönen Kommentar! Ich bin gespannt, wie dir das Buch im Verlauf gefällt, und freue mich sehr über und auf deine „angedrohten“ Kommentare :-).

    Viel Spaß!

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